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Freizeitgelände oder Tourismusbetrieb?

Die BUND Naturschutz Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu sieht die Pläne für die geplante „Freizeitanlage am Bachtelweiher“ sehr kritisch. Nach einer Ortsbegehung mit ehrenamtlichen Naturschützern und Amphibienhelfern soll eine öffentliche Informationsveranstaltung folgen. 

Der Bachtelweiher ist eines der wichtigsten Naherholungsgebiete und gleichzeitig ein ökologisch und als Kaltluftsenke auch klimatisch sehr bedeutsamer Grünbereich der Stadt Kempten. Die Planung zum „vorhabensbezogenen Bebauungsplans Freizeitgelände Bachtelweiher“ diskutierten Aktive beim BUND Naturschutz mit Amphibienhelfern und Anwohnern bei einem Ortstermin Ende September. 

„Was ganz harmlos nach Freizeitgelände klingt, entpuppt sich als kommerzieller Tourismus- und Gastronomiebetrieb. Die bisherige Naherholung für Kemptener Bürgerinnen und Bürger sowie geschützte Lebensräume und Arten am Bachtelweiher werden empfindlich gestört,“ fasst Sabine Zulauf, Stellvertretende Vorsitzende der BUND Naturschutz Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu, einleitend zusammen und beschreibt das Vorhaben im Detail: „Die Bachtelweiherwirtschaft samt Minigolfgelände soll durch eine Eventlocation kombiniert mit Catering-Service ersetzt werden, der Minigolfbereich wird dabei stark verkleinert. Nördlich im Minigolfgelände und dort angrenzendes, unbebautes Gelände sollen für 40 Wohnmobilstellplätze, 30 Parkplätze und eine Zeltwiese erschlossen werden.
Von den 80 Bäumen im Bestand müssen mehr als 30 gefällt werden, darunter mächtige Eichen und Birken. Auch eine rund 100 m Biotophecke am Klingener Weg und viele kleinere Einzelgehölze müssen weichen.“

„Zudem sind die bisherigen artenschutzrechtlichen Untersuchungen unzureichend. Für eine fundierte Bewertung der Auswirkungen wäre ein Umweltbericht und die Planung von Ausgleichsmaßnahmen notwendig gewesen. Beides aber fehlte in den Unterlagen als im Stadtrat für das Projekt gestimmt wurde“ ergänzt Christina Mader von der BN-Geschäftsstelle.

„Es ist nicht nachvollziehbar wie diese Pläne mit der Baumschutzverordnung und den gesteckten Zielen der Stadt Kempten zum Schutz des Stadtklimas, der Biodiversität und der Naherholung vereinbar sein sollen“ sind sich die BN-Aktiven einig.

Besonders kritisch sehen die Naturschützer auch die erhebliche Zunahme des Verkehrs. Dabei werden sowohl Anwohner der angrenzenden Wohngebiete durch deutlich mehr Verkehr belästigt als auch die Amphibien. Sie sind auf ihrer Wanderschaft durch mehr Verkehr auf den Zufahrtswegen betroffen und mit Ihnen die Amphibienhelfer, die jedes Frühjahr versuchen möglichst viele Tiere zu retten – alle sind auf die schmalen Straßen zum Bachtelweiher ohne Fuß- und Radweg angewiesen. 

Bereits seit 2013 engagieren sich Freiwillige für den Amphibienschutz am Bachtelweiher. Eine detaillierte Dokumentation des BN belegt die hohe Bedeutung des Gebietes als Lebensraum für Erdkröten, Grasfrösche und Molche, die nur durch den Einsatz der Ehrenamtlichen ihre Wanderung überleben. 

„Wenn nun Winterquartiere der Amphibien in den Gehölzbereichen verloren gehen und gleichzeitig mehr Autos auf den Straßen unterwegs sein werden, ist das Amphibien-vorkommen massiv gefährdet und der langjährige Einsatz der Ehrenamtlichen wird missachtet. Die Stadt muss ein besonderes Augenmerk auf ihr letztes Amphibienvorkommen im Stadtgebiet legen. Wo sonst sollen unsere Kemptner Kinder denn noch Frösche und Kröten kennenlernen?“ mahnt Julia Allweiler, Stellv. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Kempten und betont: „Auch Die BN-Ortsgruppe Kempten warnt vor gravierenden ökologischen Folgen und die Entwertung für die Naherholung durch die Planungen und wird sich für verträgliche Alternativen einsetzen“. 

Der BUND Naturschutz sieht die Stadt Kempten in der Verantwortung, in die Verbesserung der Wasserqualität des Bachtelweihers zu investieren und eine naturverträgliche Weiterentwicklung des Naherholungsgebietes voranzutreiben, anstatt einer touristischen und gastronomische Vermarktung den Weg zu bereiten. 

Der BN fordert daher, den vorliegenden Bebauungsplanentwurf grundlegend zu überarbeiten und echte Alternativen für eine nachhaltige, naturverträgliche Zukunft des Erholungsgebietes Bachtelweiher zu entwickeln.

Eine ausführliche Stellungnahme, die auch an die Stadt ging, ist hier abrufbar, eine öffentliche Informationsveranstaltung ist für den Frühling 2026 geplant.

Wer sich schon jetzt gegen die Pläne am Bachtelweiher engagieren möchte, kann sich per Email beim BUND Naturschutz: kempten-oberallgaeu@bund-naturschutz.de melden.