Rappenalpbach
Zerstörung Naturnaher Wildbachlandschaft im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen
BN Pressemitteilung
10.11.22 Pressemitteilung der Kreisgruppe
Im Oktober noch beschrieb Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber höchstselbst bei der Jubiläumsveranstaltung zu 30 Jahren Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen dieses als ein Naturjuwel und als einen Hotspot für die Artenvielfalt. Gerade sieht man aber, wie innerhalb dieses hochsensiblen Gebietes Artenvielfalt zerstört wird. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutzes zeigt sich schockiert über die aktuellen Baumaßnahmen im Rappenalptal. Am Rappenalpbach im Bereich ab Schwarze Hütte bis rund 1,5 km bachabwärts wurden massive flussbauliche Maßnahmen festgestellt. Durch Kieszugaben wurde der ehemals mäandrierende und verzweigte Bach auf einen schmalen kanalisierten Flusslauf reduziert, die Uferbereiche wurden rigoros eingeebnet.
Wertvolle Lebensräume zerstört
„Diese Maßnahme hat den Wildbach als dynamischen Lebensraum, auf rund 1,5 Kilometern Fließstrecke zerstört.“, berichtet Alfred Karle-Fendt vom Vorstand der Kreisgruppe. „Der Bachabschnitt liegt im FFH- und SPA-Gebiet „Allgäuer Hochalpen“ und im Naturschutzgebiet „Allgäuer Hochalpen“. Außerdem ist der Bachlauf nach §30 Bundesnaturschutzgesetz zu 100% als Biotop geschützt.“, erläutert Thomas Frey, Regionalreferent des BN für Schwaben, weiter. „Dabei benennt die NSG-Verordnung als Schutzziel die natürlichen Gewässer unverändert zu erhalten mit spezieller Aufmerksamkeit auf der Wiederherstellung der fließgewässertypischen, wogegen hier eklatant verstoßen wurde“, so Frey. Schlimmeres müsse nun von Behördenseite verhindert werden. Auf keinem Fall dürften nun auch noch die Weideflächen mit Humuseintrag vergrößert und damit die Magerwiesen schleichend intensiviert werden, wie es bei der Breitengehren-Alpe heuer bereits geschehen ist. Eine vollständige Sanierung der Fläche sei nun nötig.
Die ursprüngliche Lebewelt des Wildflusses und der Uferzonen ist so schon auf Jahrzehnte geschädigt.
Weitere Informationen und Videos finden Sie auf der Seite des Landesverbandes
› Skandal im RappenalptalBewertung der Zerstörung im Rappenalptal
Massive Folgen des Eingriffs
- Vernichtung der gesamten Gewässerkleinlebewesen (Makrozoobenthos)
- Zerstörung aller Lebensgemeinschaften der Umlagerungsstrecken (z. B. Weiden, Pestwurzfluren, lückige Trockenstandorte, etc.).
- Lebensraumverluste bzw. die direkte Tötung von folgenden Beispielarten: alpine Steinfliegen, Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Idas-Bläuling, Rotflügelige Schnarrschrecke, Türksche Dornschrecke, im Randbereich Thymian-Ameisenbläuling, Mühlkoppe, Alpensalamander
- Beeinträchtigung der Grauerlenbeständen durch Überschüttung
- Durchschlag der Bachsohle Trockenfallen des Baches auf mehreren hundert Metern
- Erhöhung des Hochwasserrisikos
Zentrale Forderungen:
1. gutachterliche Feststellung und Bewertung durch unabhängige Fachbüros,
2. Erstellung einer Rückbauplanung mit Orientierung am Vorzustand,
3. eine durchgängige ökologische Baubegleitung durch ein unabhängiges Fachbüro
4. langjähriges Monitoring der Entwicklung der Gewässerdynamik und der Wiederbesiedelung des Baches
5. Ausgleichsmaßnahme durch die Erweiterung des Flussbettes auf bestehende Alpweiden
6. Vollständige Strafrechtliche Aufarbeitung
Die Regierung von Schwaben ist verpflichtet, ein offizielles Sanierungsverfahren nach Umweltschadengesetz durchzuführen.