Vorbildliche Jagdausübung: Marktgemeinde Weitnau mit dem Wald-vor-Wild-Preis ausgezeichnet
In diesem Jahr wurde der Preis an die Marktgemeinde Weitnau, mit ihren 3 Jagdgenossenschaften Weitnau, Wengen und Rechtis vergeben, welche den Grundsatz „Wald-vor-Wild“ schon lange umgesetzt haben, bevor er 2005 ins bayerische Jagdgesetz aufgenommen wurde. So wird beispielsweise die Jagdgenossenschaft Weitnau bereits seit 1990 als eine der ersten Jagdgenossenschaften Bayerns, in Eigenbewirtschaftung bejagt.
Bei der zu Beginn der Preisverleihung stattfindenden Exkursion wurde deutlich, wie sehr sich die Wälder in Weitnau in den letzten knapp 35 Jahren verändert haben. So sind nun die verschiedensten Baumarten in der Waldverjüngung zu finden, besonders die Weißtanne, teilweise mittlerweile haushoch gewachsen, macht einen großen Anteil aus. Am ersten Exkursionspunkt berichtete Leo Rist, der bereits seit 17 Jahren Jagdvorsteher in Weitnau ist und seinem Vater nachfolgte, von den Entwicklungen seit der jagdlichen Umstellung, die aufgrund des seit 1950 andauernden Totalverbisses der Naturverjüngung durchgeführt wurde, sowie den auf hohem Niveau stabil bleibenden Abschusszahlen beim Rehwild. Besonders bedankte er sich bei Leo Hartmann, dem Jagdleiter der JG Weitnau und dessen Frau Helga für die immer konstruktive und gute Zusammenarbeit. Leo Hartmann berichtete im Anschluss von der jagdlichen Organisation des Reviers, sowie seinen Erfahrungen hinsichtlich des Tierschutzes: „Wir haben in Weitnau kaum mehr Wildunfälle auf den Straßen, die Wildbretgewichte sind deutlich gestiegen und die Kitze werden überwiegend in die schützende Verjüngung gesetzt, anstatt wie früher auf den Wiesen.“
Am zweiten Exkursionspunkt angekommen, ergriff Rainer Hofmann, Leiter des AELF Kempten das Wort: „Es ist hier in Weitnau deutlich zu sehen, wie Wald und Wild in hervorragender Weise miteinander koexistieren können. Die Jagdgenossenschaft Weitnau macht deutlich, wie das Miteinander zwischen Waldbesitzern und Jägern zum Erfolg im Waldumbau führen können.“
Die besonders verbissgefährdete Weißtanne spielt eine große Rolle im Wald der Zukunft. Durch ihre Pfahlwurzel übersteht sie extreme Stürme deutlich besser als die flachwurzelnde Fichte und während diese längst im Trockenen steht, holt sich die Tanne das Wasser aus tieferen Bodenschichten. Leo Rist sichtlich stolz: Unsere Vorfahren haben es geschafft, die Tanne zu verjüngen, und wir schaffen das jetzt auch wieder!“
Christina Mader von der Kreisgruppe Kempten des Bund Naturschutz wies darauf hin, dass die Situation wie sie in Weitnau vorzufinden ist, leider immer noch außergewöhnlich ist. Da die waldfreundliche Ausrichtung der Jagd dem Schutz unserer Lebensgrundlagen dient, unterstütze der Bund Naturschutz dies bestmöglich.
Andreas Täger, Geschäftsführer der WBV Westallgäu kam dann zum Waldumbau: „Neben dem Jagdgewehr ist die Motorsäge das Wichtigste Werkzeug im Waldumbau, das große Problem sei, dass viele Waldbesitzer nicht mehr in der Lage sind, ihren Wald selbst zu bewirtschaften. Eine wichtige Aufgabe des Waldbesitzerverbandes ist daher, die Waldbesitzer optimal zu beraten und bei Unternehmereinsätzen zu unterstützen, damit der Waldumbau auf großer Fläche erfolgreich gelingt.
Den abschließenden Teil der Grußworte auf der eindrucksvollen Exkursion durch die Weitnauer Wälder übernahm Daniel Kraus, der neu gewählte Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft naturnahe Wälder Bayern (ANW), er stellte fest, dass die Ziele der ANW und des ÖJV, nämlich den Erhalt und die Begründung, artenreicher Dauerwälder sich weitestgehend überschneiden und bedankte sich bei den Akteuren in Weitnau für den immensen Einsatz und die Weitsicht, die sie schon vor vielen Jahren bewiesen haben.