BUND Naturschutz Kreisgruppe und Landesverband kritisieren Genehmigungsverfahren am Fellhorn – Naturzerstörung für weiteren Ausbau der Skipisten nicht hinnehmbar
„Weil das gesamte alpine Skigebiet am Fellhorn nun auch für Anfänger durchgängig erschlossen werden soll, stehen weitaus mehr Eingriffe an als nur die Modernisierung der Scheidtobelbahn. Diese wird zwar auf bestehender Trasse geplant, aber um insgesamt 330 m verlängert. Weiterhin sind flächige Auffüllungen und Planierungen von Pistenbereichen erforderlich, um die Anfängertauglichkeit herzustellen“ fasst Julia Wehnert, Diplombiologin in der BN-Geschäftsstelle das derzeit laufende Verfahren „Scheidtobelbahn“ zusammen. Sie hat die Planungen am Fellhorn in einer ausführlichen Stellungnahme für den BN beurteilt und erklärt: „Eine Modernisierung der Scheidtobelbahn unter Beibehaltung der bestehenden Pisten sowie der Berg- und Talstation wäre unkritisch. Doch nun wird unter dem Deckmantel eines ‚Anfänger-Skigebiets‘ ein nicht ausgleichbarer Schaden an den einzigartigen alpinen und subalpinen Lebensräumen fortgesetzt. Wieder sind alpine Blumenrasen, Moore bis hin zu Schutzwald und Lebensräume des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns betroffen. Den Gesamteingriff Verlängerung Scheidtobelbahn bergwärts und die Pistenplanierungen `Blauer Ring´ lehnen wir deshalb entschieden ab.“
Gleichzeitig sind unterschiedliche Schutzgebiete in Teilbereichen betroffen. BN-Regionalreferent Thomas Frey informiert, dass „der BN Landesverband derzeit prüft ob naturschutzrechtliche Verstöße gegen die Verordnungen und Vorgaben des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen sowie der überlappenden europäischen FFH- und Vogelschutzgebiete und der Alpenkonvention vorliegen.“
„Im aktuell laufenden Verfahren Scheidtobelbahn wurden nicht alle für den `Blauen Ring´ erforderlichen Eingriffe in den zur Verfügung gestellten Unterlagen behandelt. Dass hier scheibchenweise Genehmigungsverfahren eingereicht und keine ökologischen Gesamtbilanz betrachtet und bewertet wird, ist für uns nicht akzeptabel“ ergänzt Irmela Fischer vom BN-Kreisvorstand. Die Oberstdorferin beobachtet schon seit Jahren die Eingriffsspirale in den umliegenden Skigebieten.
„Während die Alpen unter Hitzestress und Wassermangel ächzen, wird hier ein Geschäftsmodell am Leben gehalten, das spätestens Mitte des Jahrhunderts von den Folgen des Klimawandels eingeholt und widerlegt wird“, kritisiert Martin Simon, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe.
Christina Mader, Leiterin der BN-Geschäftsstelle, betont: „Dass trotz der alpenweit deutlichen Auswirkungen des Klimawandels wie Starkregen, Trockenheit und Bergrutsche nochmals ein massiver Ausbau der bestehenden Infrastruktur in Gang gesetzt wird, ist ökologisch nicht mehr tragbar. Die Natur am Fellhorn hat seit mehr als 50 Jahren genug für den Wintersport geopfert. Jetzt braucht es einen Stopp – und endlich eine ehrliche Bilanz der langjährigen ökologischen Verluste.“
Anhang: Stellungnahme BN
