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Vortrag: „Grüne Stadt der Zukunft – klimaangepasste Quartiere“ von Frau Prof. Dr. Simone Linke (HS Weihenstephan-Triesdorf)

Passend zur Aktion „Schwammintelligenz – Kempten wird klimafit“ luden die BUND Naturschutz Kreisgruppe Kempten Oberallgäu, Freundeskreis lebenswertes Kempten und das Klimaschutzmanagement der Stadt Kempten am 27.9. zu einem besonderen Vortrag ein: Frau Prof. Dr. Simone Linke von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sprach über die „Grüne Stadt der Zukunft – klimaangepasste Quartiere. Über 60 Zuhörer fanden im Zumsteinhaus Platz – leider mussten weitere Interessenten an der Tür abgewiesen werden, so dass es konkrete Überlegungen gibt, den Vortrag zu wiederholen.

02.11.2024

Das Thema ist aktuell: Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer deutlicher. Die Wucht von Unwettern mit Hagel, Starkregen und Überschwemmungen nimmt zu, gleichzeitig steigen die Temperaturen und sommerliche Hitze bereitet gerade in Städten gesundheitliche Probleme. Als Professorin für Stadtplanung und Landschaft beschäftigt sich Simone Linke intensiv mit den Fragestellungen, die mit diesen Veränderungen einhergehen: Was ist zu tun, um sowohl die Klimaerwärmung zu bremsen als auch die Lebensqualität in unseren Städten und Dörfern zu erhalten bzw. zu verbessern? Welche Änderungen im Denken, Planen und Gestalten unserer Wohn- und Arbeitsumgebung sind erforderlich?

Mithilfe von konkreten Zahlen, einprägsamen Grafiken und teils überraschenden Fakten zeigte die Referentin auf, welche bedeutende Rolle dabei Grünflächen und Gewässer als sogenannte „grün-blaue Infrastruktur“ spielen. Klimaresiliente Städte erhöhen nicht nur die Lebensqualität, sondern fördern auch die Biodiversität. Sie verfügen über offene Grünflächen, die kühle Luft in der Nacht produzieren, weisen geschickte Durchlüftungsachsen auf, die einen Luftaustausch ermöglichen, anfallendes Regenwasser versickert und wird damit zurückgehalten und kann verdunsten. Durch Verschattungen und Verdunstung helfen in klimafitten Städten Bäume und auch begrünte Fassaden bei der Kühlung von Gebäuden und Freiräumen.

Dass große, alte Bäume eine bessere (Klima-)Wirkung entfalten als Jungbäume, ist kein Geheimnis. Dass aber der Unterschied so groß ist, verblüffte dann doch: Eine 80-jährige Linde erzielt das Zehnfache an Kühlwirkung wie eine 20-jährige und speichert etwa das Neunfache an CO2! Der Erhalt des Altbaumbestandes sei daher immens wichtig, so Linke. 

Bei Nachverdichtungen in existierenden Wohnblock-Beständen müsse man unbedingt den Bau von Tiefgaragen überdenken. Zum einen wachsen wegen der geringen Erdauflage in der Regel keine Bäume und die gefühlte Temperatur im Innenhof eines Wohnkomplexes mit Tiefgarage kann daher über 5 °C höher sein als in einem baumbestandenen Hof ohne Tiefgarage. Zum anderen kann im Gegensatz zu einem Boden eine Tiefgarage kein Wasser speichern, und damit entfällt ein geschicktes nachhaltiges Regenwassermanagement. Somit wird der Stellplatzschlüssel wiederum laut Linke zu einer der wichtigsten Stellschrauben, um durch weniger Autos und mit mehr Grünflächen das Stadtklima zu verbessern und der Überhitzung entgegenzuwirken. Damit ist klar, dass dringend eine ÖPNV gefördert werden muss, um die Anzahl der Autos in den Städten zu reduzieren. 

Auch müsse man dringend bei der Nachverdichtung aufpassen, nicht Luftschneisen für den Frischluftaustausch mit kühlerer Luft zu zerstören. So erklärte Linke, dass Bäume nicht per se an jedem Standort geeignet sind. Auch sie können Luftströmungen behindern. So bewirken auch Grünflächen unter bestimmten Umständen mehr nächtliche Abkühlung als Flächen mit Bäumen. „Grün ist nicht gleich Grün“, so Linke, Durchlüftungsachsen, Mikroklima und durch Starkregen gefährdete Bereiche müssten genau analysiert werden, um grün-blaue Infrastruktur strategisch klug einzusetzen. Grüne und blaue Infrastruktur erhöht Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung an Hitze und Dichte und so müsse man auch kleine wohnungsnahe Grünflächen erhalten, da sie im Sommer den Stress für die Anwohner verringern. Besonders wichtig sind die wohnungsnahen Grünflächen für Gruppen, die nicht wirtschaftlich gut gestellt oder nicht mehr mobil sind. Sie bleiben oft in ihren Vierteln und fahren nicht an den Stadtrand oder ins Umland, um der Hitze zu entfliehen. 

Im Anschluss an den Vortrag entspann sich ein lebhafter Austausch zwischen dem Publikum, der Referentin und dem Leiter des Stadtplanungsamtes Kempten, Florian Eggert. 

Herzlichen Dank an die Referentin für diesen aufschlussreichen Vortrag! Wir freuen uns sehr, dass Simone Linke uns ihre Vortragsfolien zur Verfügung gestellt hat: Vortrag