BN-Medaille Landwirtschaft:Partner für Ernst Wirthensohn und Hannes Feneberg
Liebe Frau Feneberg,
lieber Herr Wirthensohn, lieber Ernst
liebe BNler,
sehr geehrte Gäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
es kommt nicht oft vor, dass zwei Personen gleichzeitig ausgezeichnet werden, aber bei der Marke „VonHier“ ist das Wirken von Ernst Wirthensohn und der Firma Feneberg so eng miteinander verwoben, dass man es kaum trennen kann. Leider ist Hannes Feneberg heute verhindert, so dass er von seiner Tochter Amelie Feneberg vertreten wird, die ebenfalls im Unternehmen tätig ist.
Ich möchte mit Dir, lieber Ernst, beginnen, da es chronologisch bei dir den Anfang nahm.
Du bist 1939 in Sonthofen/Allgäu geboren, wohnst mit Deiner Familie seit 1972 in Buchenberg/Allgäu und bewirtschaftest einen kleinen Biobauernhof im Nebenerwerb.
1962–1966 hast Du Agrarwissenschaften an der TU München-Weihenstephan studiert und warst 1966 bis 1988 im Staatsdienst als landwirtschaftlicher Berater und Lehrer. Allerdings war Dir das schon damals zu eng und hast das Gefühl gehabt, man könnte außerhalb des Staatsdienstes mehr bewirken, weshalb Du zwischendurch immer wieder beurlaubt wurdest. So warst Du unter anderem in dieser Zeit schon vier Jahre landwirtschaftlicher Bildungsreferent beim BUND Naturschutz in Bayern.
In dieser Zeit hast du ein wegweisendes Existenzsicherungsprogramm für eine sozial und ökologisch ausgerichtete bäuerliche Landwirtschaft mit dem Titel „Dem Bauernhof noch eine Chance“, das wir als BN oft heute noch zitieren und das sich entschieden gegen das „Wachse oder Weiche“ gestellt hat. Hätte es noch mehr Beachtung gefunden, hätte so manche Fehlentwicklung im Bereich der Landwirtschaft vermieden werden können. Leider konnte sich Bayerns Landwirtschaftsminister nicht dazu durchringen, dieses zukunftsweisende Programm umzusetzen.
Daher hast du auf anderem Weg deine Ideen für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft verwirklicht und für deine geschätzte Heimat im Allgäu vielfältige Impulse gesetzt:
- Die Gründung und Betreuung des Bioringes Allgäu e.V. als einer der ersten Zusammenschlüsse von ökologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern mit Verbrauchern überhaupt;
- Die Sicherung wertvoller Naturschutzflächen durch ökologische Ausgleichszulagen im sogenannten „Ökomodell Hindelang“, ein wegweisendes Projekt für die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz, in dem Landwirten die Kosten für ökologischen Mehraufwand erstattet wird.
1988 hast Du Dich schließlich endgültig aus dem Staatsdienst als Landwirtschaftsdirektor verabschiedet und das Kulturlandbüro Wirthensohn gegründet. Dabei hast Du Dir die Umsetzung von kommunalen Landschaftsplänen mit einem Schwerpunkt auf Ober- und Niederbayern sowie in der Rhön durch Beratung und Moderation, Sicherung naturschutzwürdiger Flächen, ökologischem Landbau und dem Aufbau kommunaler Märkte zur Aufgabe gemacht. Du hast erreicht, dass die Flurbereinigungsdirektionen bereit waren, zwei große Projekte in Oberbayern umzusetzen: das war die Milchdirektvermarktung in Stephanskirchen und eine Streuobstinitiative. Da diese Projekte wohl zu erfolgreich waren, hatte die Flurbereinigungsdirektion dann keine weiteren Projekte mehr gefördert.
Du hast auchjunge Agraringenieure ausgebildet, selbst solche Landschaftspläne mit den Landwirten zu erstellen und umzusetzen. Der ökologische Gedanke stand bei dir immer im Mittelpunkt -.
Vor allen Dingen aber hast Du eben ab 1998 die Marke „VonHier“ gemeinsam mit der Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten/Allgäu aufgebaut und umgesetzt.
Die Firma Feneberg, gegründet 1947, ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Kempten, das heute geführt wird von Hannes und Christof Feneberg und heute Abend durch Amelie Feneberg hier vertreten ist. Zum Unternehmen gehören 80 Märkte, eine Metzgerei und Bäckerei. Feneberg beschäftigt derzeit rund 3.200 Mitarbeiter. Verwurzelt und gewachsen im Allgäu, ist Feneberg seit jeher ein Unternehmen aus der Region für die Region. Diese Grundeinstellung des Hauses Feneberg führte zur Marke „VonHier“, die Ernst Wirthensohn mit initiiert hat und heute noch betreut.
„Ökologisch erzeugt“ und „aus der Region“ definieren die Kriterien der Marke „VonHier“. Alle Produkte kommen von Betrieben, die nach den Richtlinien der Öko-Anbauverbände Bioland, Naturland oder Demeter zertifiziert und im Radius von 100 km um Kempten ansässig sind. Gut 600 Biobauern und 42 Verarbeitungsbetriebe liefern als feste Vertragspartner in das Programm. Für ihre Arbeit bekommen sie einen fairen Lohn, weil die Verbraucher die Produkte wertschätzen und den notwendigen angemessenen Preis der Qualitätsprodukte akzeptieren.
„VonHier“-Lebensmittel gibt es ausschließlich in den Märkten des Unternehmens. Das Sortiment umfasst rund 400 Produkte von A wie Apfel bis Z wie Ziegenkäse und so können Kunden nahezu ihren gesamten Speiseplan mit „VonHier“-Produkten eindecken.
Mit der Regionalmarke VonHier hat Feneberg etwas Einmaliges geschaffen. Diese Kombination von Produkten in höchster Bio-Qualität und die gleichzeitig aus der Region stammen, gibt es so in der Art derzeit nur bei Feneberg. Das „VonHier“-Modell ist ein Meilenstein für Natur, Umwelt und eine bäuerliche Landwirtschaft. Diese ist im Laufe von 25 Jahren ein Modell einer vielversprechenden Landwirtschaft geworden. Der „VonHier“ Ansatz kann beispielgebend sein für andere Regionen Europas. Er sollte in weiteren geeigneten Naturräumen Bayerns konzipiert werden, damit Bayerns Regionen nicht ihr Gesicht verlieren.
Wertschätzung für die Anliegen von Landwirtschaft und Naturschutz gerade auch im Lebensmittelhandel sind die Basis, um Wertschöpfung zu erzielen, und damit die Zukunft bäuerlicher Betreibe in Bayern zu sichern. Der Schlüssel für den Erfolg des „VonHier“ Modells ist der Lebensmittelhandel. Regionale Lebensmittel-Einzelhändler wie Feneberg sind leider selten geworden. Doch wenn das Ziel 30% Bio bis 2030 erreicht werden soll, dann steht die bayerische Staatsregierung in der Verantwortung, aktiv auf die großen Lebensmittelunternehmen zuzugehen und langfristig sichere und faire Abnahmebedingungen für die umstellungsinteressierten bayerischen Landwirte einfordern.
Schließlich hast Du, lieber Ernst, 2018 noch all das, was ein „VonHier“-Modell in vielen Regionen bewirken könnte, in dem Buch „So schön kann Landwirtschaft sein“ zusammengefasst und herausgegeben. Wir haben ja als BN gemeinsam dafür gesorgt, dass das Buch unter jungen Landwirten verbreitet wird.
Sehr geehrte Damen und Herrn, was Hannes Feneberg und Du, lieber Ernst geleistet haben, ist keineswegs selbstverständlich. Eine sichere Position als verbeamteter Landwirtschaftsdirektor aufzugeben, weil man fest daran glaubt, dass man anders mehr bewirken kann. Ein unternehmerisches Risiko auf sich zu nehmen, sogar gegen Widerstände in der eigenen Firma, weil man daran glaubt, dass das Gute auch unternehmerisch funktionieren kann.
Deshalb zeichne ich Hannes Feneberg und Dich hier heute mit der Landwirtschaftsmedaille des BN aus, für das Lebenswerk, für die Marke „VonHier“, aber vor allem für den Mut als Pioniere voranzugehen.