B12 ein Projekt aus dem letzten Jahrhundert
Den Besuch des Bundestagsabgeordneten Leon Eckert, Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschuss im Bundestag mit der Zuständigkeit im Bereich Bundesverkehrswegeplan Bayern, nutzte die Oberallgäuer Kreistagsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, um ihm gemeinsam mit VertreterInnen des Bund Naturschutz (BN) Oberallgäu und Ostallgäu das Projekt „Allgäu-Autobahn B12“ vorzustellen. Dazu nahmen sie Eckert zu einer gemeinsamen Begehung des Geländes bei der künftig geplanten Auffahrt Betzigau mit. Die Grüne Kreistagsfraktionsvorsitzende Christina Mader skizzierte kurz die Pläne des Straßenbauamtes Kempten und stellte klar, dass die Kosten des 7,5 km langen Abschnittes mit 12 Brücken und Durchlässen mit 59,1 Mio. aufgrund der Krise nicht zu halten seien. Die geplante „Trompete“, so die Bezeichnung für die neuen Auffahrten in Betzigau, versehen mit einem neuen Kreisverkehr an der OA18 in Bogenried wurde bereits von allen drei Grünen Kreisräten im Oberallgäuer Bauausschuss abgelehnt. Zu groß sei der Flächenverbrauch und der Bedarf dafür auch aus Grüner Sicht nicht gegeben.
Ebenfalls kritisch sieht Julia Wehnert, Geschäftsführerin der BN-Kreisgruppe, die fortschreitende Zerschneidung von Biotop- und Moorflächen mit dem massiven Ausbau der B12. Für Wiesenbrüter und Moorflächen sei dies eine Verschlechterung, dabei sei es naturschutzfachlich ein bedeutsames Gebiet für das Oberallgäu. „Die Karten zeigen, dass um die 5 ha Moorböden überbaut werden und damit die zentrale Aufgabe der Kohlenstoffspeicherung verloren geht.“, so Wehnert. Auch Mader sieht das kritisch: „Weitere 9,4 Mio. Euro wollen Bund, Land und die Landkreise bis 2030 in die Moorallianz investieren, um die so wichtigen Moore im Ostallgäu und Oberallgäu weiter zu renaturieren. An andere Stelle aber gleichzeitig Moorböden zu zerstören, ist absurd, wenn man ernsthaften Klimaschutz betreiben möchte.“
Mit einem Maßband stellten die KreisrätInnen der Grünen für den Bundestagsabgeordneten Eckert die geplante Breite von 28m ausgehend von einem Durchlass dar. „Der geplante Querschnitt von 28m ist breiter als die A7 und deckt einen Bedarf von über 30.000 Autos täglich ab.“, erläutert Thomas Reichart, Vorsitzender des BN-Ostallgäu. „Die aktuellen Zahlen an der Zählstelle zwischen Kempten und Wildpoldsried lagen laut Straßenbaumamt Kempten 2021 bei 15.137 Autos und somit reicht ein Ausbau wie bei der B19. Ob selbst dieser nötig ist, ist fraglich,“ pflichtet ihm Mader bei. Reichart erklärte Eckert weiter, dass das vorgelegte Verkehrsgutachten veraltet sei und die Anforderungen an den Stand der Technik nicht mehr erfülle. Auch hätte man bei der Klageerstellung herausgefunden, dass keine erhöhte Verkehrsgefährdung festzustellen sei.
Für Eckert selbst ist klar, dass es einer Investition in die Bahn und Schiene bedarf und nicht mehr in absurde Straßenbauprojekten wie diesem: „Mehr Klima- und somit Flächenschutz und mehr Bedacht beim Umgang der Steuergelder ist das Gebot der Stunde. Die B12 ist ein Projekt aus dem letzten Jahrhundert, das die Belange einer nachhaltigen Mobilität verkennt. Mein Anliegen ist es, diese Straße im kommenden Verfahren zur Überprüfung des Bundesverkehrswegeplan auf den Prüfstand zu stellen, denn Mobilität muss auch generationengerecht sein. Der Einsatz von Steuergeld muss auf die Lösung der Klimakrise ausgerichtet werden und muss besonders im Verkehrsbereich der zur Emissionsreduktion beitragen. Straßenbauprojekte fallen nicht unter diese Kategorie.