"Agro-Gentechnik - Natürlich geht’s ohne"
Was ist Neue Gentechnik-NGT?
Bei den bisherigen Gentechnikmethoden werden artfremde Gene in die Zelle eingebracht, bei der Neuen Gentechnik können mittels der sogenannten Genschere Gene ausgeschaltet oder neue Gene eingefügt werden, erklärte Ulmer. Mit der neuen Gentechnik kann man die DNA zwar an einer bestimmten Stelle präzise schneiden, nicht erwähnt wird jedoch, dass dabei Fehler und unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Veränderte Pflanzen können sich auskreuzen, verbreiten und die Artenvielfalt bedrohen, so Ulmer weiter. Die Vorsitzende des Kreisverbands Imker Oberallgäu Monika Theuring bestätigte diese Beobachtung: So sei in ihrem Honig auch schon Rapspollen nachgewiesen worden, obwohl ihre Bienenvölker in Immenstadt fernab der Rapsfelder stehen. Nur ein Beispiel dafür, dass man eine Auskreuzung und somit eine Verunreinigung mit gentechnisch veränderten Pollen nicht ausschließen kann.
Über 60 Zuhörer, darunter viele Landwirte und Lebensmittelerzeuger aus der Region, waren anwesend, um mehr über die Auswirkungen der NGT zu erfahren. „Die EU-Kommission möchte den Großteil dieser neuen Techniken aus dem geltenden streng regulierten Gentechnikrecht herausnehmen. Dies würde bedeuten: keine Risikoprüfung, keine Kennzeichnungspflicht und somit auch keine Rückverfolgbarkeit mehr! Verbraucher hätten damit kein Wahlrecht mehr, sich bewusst für Lebensmittel ohne Gentechnik zu entscheiden. Das gleiche gilt für Landwirte in Bezug auf Saatgut oder Futtermittel ohne Gentechnik. Das gut eingeführte und bekannte Siegel Lebensmittel ohne Gentechnik wäre somit wertlos“, führte Ulmer aus. Außerdem eigne sich die Gentechnik nicht für eine vielfältige bäuerliche Landwirtschaft, sondern zementiere industrielle Produktion im Agrarbereich.
Bio-Bäuerin Karin Agerer, Sprecherin der Initiative GENial - Gentechnikfreies Allgäu, sieht nicht nur die ökologische, sondern auch die konventionelle gentechnikfreie Landwirtschaft dadurch massiv gefährdet. „Wie können wir gentechnikfrei arbeiten, wenn wir nicht wissen, ob Saatgut und Futtermittel gentechnisch verändert sind und ohne Kennzeichnung auf den Markt kommen?“, formulierte Agerer die Sorgen aller anwesenden Bauern. Dass Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen die Sortenvielfalt bedrohen und damit die Abhängigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft von großen Agrarkonzernen als Patentinhabern fördern, komme noch hinzu, so Agerer. „Das kann niemand in der Region wollen“, lautete das Fazit des Abends. Dieses Thema geht jeden etwas an. Jeder ist aufgerufen, sich zu informieren und hier Initiative zu ergreifen. Gerade die anstehenden Wahlen bieten dazu gute Möglichkeiten.
Wie geht es weiter?
Der Landkreis Oberallgäu ist seit 2009 gentechnikfreie Fütterungs- und Anbauregion. Dies wurde durch die Selbstverpflichtungserklärung der Landwirte und den damals einstimmigen Beschluss des Kreistages erreicht. Dies gilt es zu erneuern und die neuen Gentechnikmethoden miteinzubeziehen. Vorbild ist der Landkreis Miesbach, der erst kürzlich seinen Beschluss parteiübergreifend aktualisiert und dabei auch die Neue Gentechnik mit aufgenommen hat.
Die Anwesenden des Infoabends erhoffen sich nun das gleiche starke Zeichen im Landkreis Oberallgäu, der mit dem Stellvertretenden Landrat Roman Haug und einigen Kreisräten an dem Abend vertreten war. Haug sprach sich deutlich dafür aus und empfahl, auch das gesamte Allgäu sowie die angrenzenden Nachbarregionen in solch einen Verbund miteinzubeziehen.
Unser herzlicher Dank gilt der gentechnikfreien Bergkäserei Diepolz und der Bio-Schaukäserei Wiggensbach für die Käsespenden zur Finanzierung unserer gelungenen Veranstaltung: Toll, dass ihr uns unterstützt!
Hier finden Sie die Folien vom Vortrag von Harald Ulmer.